Projektentwicklung: Gesamtprojektkosten und Überschreitungsklauseln

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Bei der Finanzierung in der Projektentwicklung ist ein umfassendes Verständnis der Gesamtprojektkosten und gängiger Klauseln bei Kostenüberschreitungen von großer Bedeutung. Eine präzise Kostenschätzung und ein effektives Kostenmanagement über den gesamten Projektlebenszyklus hinweg tragen entscheidend zur Risikominimierung und zum Erfolg einer Projektentwicklung bei. In diesem Artikel beleuchten wir die Gesamtprojektkosten in der Projektentwicklung, die Wichtigkeit genauer Kostenschätzungen, die häufigsten Ursachen für Kostenüberschreitungen bei Bauvorhaben sowie die Rolle von Kostenüberschreitungsklauseln in Projektfinanzierungsverträgen.

Gesamtinvestitionskosten (GIK) in der Projektentwicklung

Der Begriff „Gesamtinvestitionskosten“ (GIK) bezeichnet die gesamten Investitionskosten, die für die Fertigstellung eines Projekts erforderlich ist. Die Gesamtinvestitionskosten (GIK) umfassen alle Ausgaben vom Konzept bis zur Fertigstellung, einschließlich Planung, Entwurf, Kosten des Hochbaus, Löhne und Gehälter, Material, Finanzierungskosten sowie einen finanziellen Puffer für Unwägbarkeiten im Projekt. Angesichts der Komplexität der modernen Projektentwicklung ist eine korrekte und durchdachte Erfassung der Gesamtinvestitionskosten unabdingbar, insbesondere für das Zusammenspiel der wichtigsten Parteien einer Projektentwicklung, den Kapitalgebern, dem Projektentwickler und der Projektsteuerung. Im Rahmen der Analyse der Gesamtinvestitionskosten sollten auch potenzielle Risiken und Unwägbarkeiten berücksichtigt werden, die sich auf das Projektbudget auswirken können. Unvorhergesehene Umweltgutachten oder regulatorische Änderungen können Umstände zum Vorschein bringen, die Kostenprognosen überschreiten lassen. Ein möglichst akkurater Versuch einer Vorhersage dieser Variablen erfordert also eine detaillierte initiale Analyse, um für mögliche Verzögerungen vorzusorgen und diese bei Eintritt abzumildern. Nicht zuletzt ermöglicht eine detaillierte Übersicht der Gesamtkosten der Projektentwicklung eine bessere Kommunikation mit allen Stakeholdern, einschließlich Investoren und Aufsichtsbehörden. Eine transparente Dokumentation der Gesamtinvestitionskosten schafft Klarheit und Verantwortlichkeit – beides ist entscheidend, wenn es bei einer Projektentwicklung um größere Investitionssummen und Risiken geht.

Bedeutung einer genauen Kostenkalkulation

Genaue Kostenberechnungen erlauben eine passgenauere Projektumsetzung und -abwicklung und erlauben es Projektentwicklern realistische Budgets festzulegen, die auch Kreditgeber nachvollziehen eine erfolgreiche Umsetzung des Projekts gewährleisten. Eine gute Kostenkalkulation arbeitet mit historischen Daten, Branchen-Benchmarks und speziellen Software-Tools, um eine belastbare Grundlage für die Finanzplanung zu schaffen. Genaue Prognosen ermöglichen es den Beteiligten, Ressourcen effizient zu nutzen und Projektmeilensteine im Rahmen des Budgets zu erreichen und bei drohender Nichterreichung schnell gegenzusteuern. Durch frühzeitiges Erkennen von Kostenüberschreitungen können Projektmanager Notfallpläne entwickeln, um unerwartete Ausgaben zu überbrücken und den Baufortschritt im Projekt sicherzustellen. Die Verwendung von Software zur Simulation von Kostenüberschreitungsrisiken kann nützlich sein, um verschiedene Szenarien zu simulieren und deren wahrscheinliche finanzielle Auswirkungen auf den Erfolg des Gesamtprojekts zu ermitteln. Schlussendlich hilft eine genaue Projektkostenkalkulation auch bei der Projektfinanzierung, denn sowohl Fremdkapitalgeber wie Investoren müssen die Belastbarkeit der Projektkostenkalkulation und die Absicherung gegen Unwägbarkeiten intensiv prüfen, bevor sie Kapital zur Verfügung stellen oder investieren.

Häufige Ursachen für Kostenüberschreitungen bei Entwicklungsprojekten

Kostenüberschreitungen sind in der Projektentwicklungsfinanzierung üblich und hängen von vielen Faktoren ab. Eine der Hauptursachen sind Änderungen des Projektumfangs oder einzelner Projektanforderungen. Änderungen der Projektanforderungen, ob durch externe oder interne Stakeholder, vor oder während der Bauphase können die Gesamtinvestitionskosten in die Höhe treiben, da sie mehr Ressourcen, Zeit und Arbeit erfordern als ursprünglich vorgesehen. Ein weiterer wichtiger Faktor sind anfänglich ungenaue Kostenschätzungen. Liegen die anfänglichen Schätzungen unter den tatsächlichen Kosten, kann diese Lücke den Erfolg des Gesamtprojekts gefährden. Ursachen von zu ungenauen Kostenschätzungen können ein zu starker Optimismus, ein Unterschätzen der Projektkomplexität oder die Nichtberücksichtigung aller Kosten zu Beginn des Projekts sein. Auch Verzögerungen im Projektzeitplan können die ursprünglichen Kosten in die Höhe treiben, denn verlängerte Projektzeiten bedeuten höhere Lohnkosten, die Notwendigkeit Ausrüstung länger als geplant anzumieten und möglicherweise auch Gebühren oder Versäumniszuschläge, die für verspätete Abnahmetermine für das Bauvorhaben anfallen. Auch unvorhergesehene externe Faktoren, wie Änderungen an geltenden rechtlichen oder baulichen Vorschriften, wirtschaftliche Entwicklungen oder auch unvorhergesehene Naturkatastrophen können unerwartete Kosten verursachen. So können beispielsweise neu erlassene Umweltvorschriften zusätzliche gutachterliche Maßnahmen zur Einhaltung der neuen Vorschriften erfordern, was Auswirkungen auf die ursprüngliche Projektkalkulation hat. Als Projektentwickler müssen etwaige Unwägbarkeiten daher bereits in der Planungsphase in Form von Puffer für Unvorhergesehenes berücksichtigt werden.

Kostenüberschreitungsklauseln

Die Einhaltung der vorher definierten Projektkalkulation als Basis für die Projektfinanzierung ist eine wesentliche Verpflichtung des Projektentwicklers im Rahmen des Abschlusses einer Projektfinanzierung für ein Bauvorhaben und diese wird regelmäßig von einem unabhängigen Sachverständigen überwacht. Änderungen der ursprünglichen Kalkulation bedürfen in der Regel der Zustimmung des Kreditgebers.

Viele Finanzierungsvereinbarungen enthalten Klauseln zur Kostenüberschreitung, die  den Umgang mit Budgetüberschreitungen regeln und die Verantwortlichkeiten im weiteren Verlauf festlegen. Wenn die tatsächlichen Projektkosten im Laufe der Bauphase das ursprüngliche Budget überschreiten, ist Projektentwickler oder Sponsor verpflichtet, im Rahmen einer Kostenüberschreitungsgarantie, zusätzliches Eigenkapital bereitzustellen. Eine solche Kostenüberschreitungsgarantie oder Cost-Overrun Clause stellt eine Standardsicherheit bei Projektfinanzierungen von Immobilienprojekten dar.

Eine Kostenüberschreitungsklausel legt die Umstände fest, unter denen eine zusätzliche Finanzierung beantragt werden kann, z. B. bei unvorhergesehenen und vom Plan abweichenden Standortbedingungen oder regulatorischen Änderungen. Häufig enthalten die Klauseln konkrete Konsequenzen, die bei Kostenüberschreitung eintreten. Ein weiterer wichtiger Bestandteil von Kostenüberschreitungsklauseln ist die Angabe der Quelle für die zusätzliche Finanzierung. So kann die Klausel beispielsweise besagen, dass der Projektsponsor oder die Projektverantwortlichen zusätzliches Kapital beisteuern, bevor der Kreditgeber zusätzliche Mittel bereitstellt.

In der Regel ist diese Kostenüberschreitungsgarantie auf fünf bis zehn Prozent der gesamten Projektkosten begrenzt. Wenn das zusätzliche Eigenkapital nicht innerhalb des in der Kostengarantie festgelegten Zeitraums bereitgestellt wird, kann eine Vertragsverletzung vorliegen, die es einer Bank ermöglicht kann, den abgeschlossenen Kreditvertrag zu kündigen und die gesamte Finanzierung fällig zu stellen.

Bei erheblichen Kostenüberschreitungen führen Banken in der Regel während der Bauphase weitere Verhandlungen mit den Sponsoren oder Investoren über Möglichkeiten der Eigenkapitalerhöhung und/oder der Erhöhung des abgeschlossenen Finanzierungsbetrags, was Änderungen und Ergänzungen der Finanzierungsunterlagen erfordert.

Für die Banken kann ein zusätzliches Risiko bestehen, wenn der Sponsor einen nicht signifikanten Eigenkapitalbetrag (z. B. weniger als fünf Prozent) bereitstellt und eine Mezzanine-Finanzierung als Eigenkapitalersatz aufgenommen wurde.

In Fällen, wo Projektentwickler selbst nicht in der Lage sind, zusätzliche Finanzmittel für den Abschluss eines Projekts bereitzustellen gibt es mehrere Lösungen, der Projektentwickler kann weitere Investoren ansprechen, ein Mezzanine-Kreditgeber kann in die Stellung eines Investors eintreten oder der Senior-Kreditgeber kann das Projekt übernehmen.

Mit Kostenüberschreitungsklauseln wird sichergestellt, dass alle Parteien sich zur Fertigstellung des Projekts verpflichtet fühlen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um vorausschauend zu agieren und Risiken von Kostenüberschreitungen vorher zu modellieren. Die Implementierung eines Kostenüberschreitungs-Tools im Rahmen des Finanzmanagements des Projekts ermöglicht z.B. eine Echtzeitüberwachung der Ausgaben gegenüber dem ursprünglichen Budget und kann so die Transparenz erhöhen.

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